Max Spörl, erster Vorsitzender der CSU in Schwarzenbach a. Wald, ehemaliger stellvertretender Landrat im Landkreis Naila und Abgeordneter im ersten Deutschen Bundestag, erinnert sich:

Mitte Juli 1945 kehrte ich aus der Kriegsgefangenschaft heim. In Schwarzenbach a. Wald wurden die politischen Geschicke von der SPD und KPD bestimmt. Die Linke war allein im Rathaus vertreten. Bei einem Teil der Bevölkerung, insbesondere unter den Frauen, bildete sich die Meinung, dass auch eine Gruppe der Mitte im Rathaus beratend und mitbestimmend tätig sein müßte.

Der damalige Finanzoffizier an der Nebenstelle der amerikanischen Militärregierung in Naila, Captain Fischer, sprach mich in dieser Zeit in meinem Geschäft auf die politischen Verhältnisse an. Er war der Meinung, dass es doch nicht angehe, dass sich die KPD so stark herausbilde. Ich sagte ihm, es sei nicht leicht, da etwas zu unternehmen, denn auf alle, die sich gegen die an der Macht befindlichen Gruppen politisch betätigten, würde mit allen politischen Mitteln zu Felde gezogen. Ich erklärte ihm, dass jeder mit Denunzierung rechnen müsse, wenn er eine neue politische Gruppe bilden wolle. Daraufhin verhalf mir Captain Fischer zu einem Gespräch mit dem Chef der Militärregierung in Naila. Bei dem Gespräch wies der Offizier darauf hin, dass man zu einer politischen Betätigung eine weiße Weste haben müsse. Ich sagte darauf: “ Auf jeden Mannes weißer Weste könne man einen Schwarzen Fleck machen.“ Nach kurzer Zeit informierte mich der Offizier, dass gegen meine Person keine Bedenken bestünden. Ich könne für die kommenden Wahlen wirken und kandidieren.

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Zu diesem Thema sprach mich auch im Herbst 1945 Franz Schübel an. Er betonte, dass doch etwas geschehen müsse, eine bürgerliche Gruppe sei nötig. Dazu sagte ich ihm meine Mitarbeit zu. Franz Schübel war bereits in den 20er und 30er Jahren kommunalpolitisch tätig gewesen und hatte damals einen Sitz im Marktgemeinderat. Er gehörte zu den Deutschnationalen und war im gegen die NSDAP aufgetreten.

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Als aber die amtierenden Gruppierungen im Rathaus erfuhren, dass Franz Schübel der Spitzenkandidat der parteilosen christlichen Wählergruppe werden sollte, begann man sofort, ihn politisch anzuschießen und versuchte ihn zu demontieren. Wegen seines vorgeschrittenen Alters wollte er sich daraufhin dies nicht mehr zumuten und verzichtete auf eine eigenen Kandidatur, arbeitete aber weiterhin am Aufbau mit. So wurde trotz mancher Steine, die in den Weg gelegt wurden, die Parteilose Christliche Wählergruppe gegründet, die eine Kandidatenliste zur Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946. Bei dieser Wahl wurden von unserer Liste Max Spörl, Hans Rank, Johannes Schemmel und Georg Zeitler gewählt. Die ersten Kreistagswahlen fanden im Landkreis Naila am 28. April 1946 statt. Nachdem damit die demokratischen Grund-lagen in Gemeinde und Landkreis geschaffen waren, schrieb ich einen Brief an die Christlich- Soziale Union in München und wurde daraufhin zu einer oberfränkischen Zusammenkunft der CSU nach Lichtenfels im Mai 1946 eingeladen. Aufgrund der dort gesammelten Informationen gründete ich am nächsten Sonntag nach einer Fraktionssitzung im Gasthaus Weißes Lamm den CSU-Ortsverband. Die Gründungsmitglieder waren: Franz Schübel, Johannes Schemmel, Alfred Wunner, Fritz Bischoff und Max Spörl. Der CSU Kreisverband Naila wurde 2 Tage später im Hotel Kammerer gegründet. Damit war der Weg für die künftige, politische Arbeit bereitet. Ich möchte allen danken, die daran mitgearbeitet haben.